18. Mär 2025
Am 13. März 2025 durfte die Erwachsenenbildung St. Franziskus Hans Gall im Franziskus-Saal zu einem interessanten Gespräch begrüssen
Divisionär a.D. Hans Gall
Natürlich kennen wir doch unsere Gemeindemitglieder! Wirklich? Was wissen wir denn jenseits des Namens und vielleicht noch etwas von einem hohen militärischen Grad? Wie ist er denn dazu gekommen, welche Erlebnisse haben ihn geprägt, welche Werte strebt er an? Die Bezeichnung Züribergkind wäre zwar nicht falsch, aber doch etwas irreführend. Seine Kindheit verbrachte nämlich unser Hans zwar in einer der nobelsten Villen des Züribergs, aber nicht als Hausherr, sondern als Sohn des Obergärtners. Das Leben war aber weniger von sozialem Gefälle bestimmt als vielmehr von grossem gegenseitigem Respekt. Das Produkt war ein unbeschwerter, furchtloser Junge, der seiner grossen Neugierde freien Lauf liess und mit seiner Begeisterung auch Nachbarskinder aus privilegierteren Verhältnissen mitzunehmen vermochte. Dass er das auch mit Liebenswürdigkeit getan haben muss führte dazu, dass er von Industriellenfamilien mit berühmten Namen eingeladen wurde, als Spielkamerad ihrer Einzelsöhne mit ihnen in die Ferien zu fahren und dazu vom Chauffeur in Livree mit dem Mercedes abgeholt wurde. Diese ersten Führungsqualitäten zeigten sich dann auch bald bei den Wölfli, der Jungpfadi, wo er es schnell zum Leitwolf brachte. Die Berufswahl war eigentlich schon früh auf «etwas mit Biologie» festgelegt. Einmal mehr öffnete ihm die Neugier eine Tür zu einem Privatdozenten der ETH, der ihn für das biochemische Labor begeisterte und das Gymnasium zunächst mal warten liess. Für die Rekrutenschule gebot das Interesse die Bereiche Übermittlung oder Sanität, obwohl das damals zunächst ein Dienst ohne Waffe bedeutete. Aber dann wurden gleich zu Beginn der RS Freiwillige gesucht, die sich versuchsweise auch an der Waffe ausbilden lassen wollten – ein Glücksfall! Und dann ergab sich die erste echte Führungsposition als Korporal mit acht Unterstellten. Und wieder fielen seine Fähigkeiten auf und es kam der Ruf zum Einstieg in die Berufsarmee. Das Studium wurde also einmal mehr zurückgestellt, die Entlastung des elterlichen Budgets durch einen ordentlichen eigenen Verdienst war auch verlockend. Heute blicken wir zurück auf eine Karriere, die mit 18'000 Unterstellten endete.
Militärdienst ist ein Dienst zum Schutz der Bevölkerung, die gegenüber einem Angreifer die schwächere Partei wäre. Dieses Einstehen für die Schwachen, möglicherweise unter Einsatz des eigenen Lebens, ist sehr wohl christlich, eine Waffe benutzt man nur, wenn es denn sein muss. In seiner evangelisch-reformierten Formung war mehr Gott im Vordergrund, nicht Jesus Christus. Und immer der Schutzengel, der ihm schon mehrfach beigestanden ist und eigentliche persönliche Katastrophen verhindert hat. Die Eltern waren gläubig, aber sie zeigten es nicht. Die christlichen Wurzeln stammen von der Sonntagsschule, die ihn stark geprägt hat. Besser ausdrücken lässt sich das vom Glauben induzierte Vertrauen kaum als mit dem Lied «So nimm den meine Hände und führe mich». Seine Mutter hat es ihm mitgegeben mit den Werten Liebe-Glaube-Hoffnung. Dank seiner Beatrix hat er Zugang zur katholischen Liturgie gefunden und sich schliesslich entsprechend taufen und firmen lassen. Heute ist er aus unseren Gottesdiensten als Lektor kaum mehr wegzudenken. Die Reihe mit Persönlichkeiten im Gespräch hat er mit aufgebaut und über 15 Jahre lang geleitet. Er hat Würdenträger jeglicher Art und Funktion zu uns nach Ebmatingen gebracht und wertvolle Begegnungen ermöglicht. Heute schliesst sich der Kreis mit ihm als Gast statt als Moderator. Wir sind ihm dafür zu grossem Dank verpflichtet und freuen uns, wenn er uns noch lange wenigstens als Lektor erhalten bleibt.
Für die Erwachsenenbildung
Gianni Operto